Achtung: diese Seite wird nur zu Testzwecken betrieben. Hier gelangen Sie zur Madipedia-Website: https://madipedia.de

Integrative Medienpädagogik: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
keine Bearbeitungszusammenfassung
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
Verfasst von [[Horst Hischer]]
==Übersicht==
==Übersicht==
[[Datei:Int-Medienpaedagogik.png|thumb|right|382px|<b>Integrative Medienpädagogik</b> als Bildungsauftrag ist in doppeltem Sinn als „inte­gra­tiv“ zu verstehen: Sie umfasst einerseits alle drei Teilbereiche der Medienpädagogik (Mediendidaktik, Medienkunde und Medienerziehung), und sie betrifft andererseits im Prinzipe alle Unterrichtsfächer (in je fachspezifischer Weise).]]
[[Datei:Int-Medienpaedagogik.png|thumb|right|382px|<b>Integrative Medienpädagogik</b> als Bildungsauftrag ist in doppeltem Sinn als „inte­gra­tiv“ zu verstehen: Sie umfasst einerseits alle drei Teilbereiche der Medienpädagogik (Mediendidaktik, Medienkunde und Medienerziehung), und sie betrifft andererseits im Prinzipe alle Unterrichtsfächer (in je fachspezifischer Weise).]]
„Inte­gra­tive Medienpäda­gogik“ bezeichnet ein normatives didaktisches Konzept: <ref>Hischer, Horst  [2002]. Mathematikunterricht und Neue Medien. (3.,  durchgesehene, korrigierte und aktualisierte Auflage 2005). Hildesheim:  Franzbecker, S. 55 f.; Hischer, Horst [2005]. Aliasing und Neue Medien —  Ein Beitrag zur Integrativen Medienpädagogik. In: Kaune, Christa &  Schwank, Inge & Sjuts, Johann (Hrsg.). Mathematikdidaktik im  Wissenschaftsgefüge — Zum Verstehen und Unterrichten mathematischen  Denkens. Festschrift für Elmar Cohors-Fresenborg. Osnabrück:  Schriftenreihe des FMD, Nr. 40.1, 2005, S. 115 – 129.; Hischer, Horst  [2010]. Was sind und was sollen Medien, Netze und Vernetzungen?  –  Vernetzung als Medium zur Weltaneignung. Hildesheim: Franzbecker, S. 44.</ref>
„Inte­gra­tive Medienpäda­gogik“ bezeichnet ein normatives didaktisches Konzept: <ref>Siehe [Hischer 2002, 55 ff.], [Hischer 2005], und [Hischer 2010, 44].</ref>
* Alle drei Teilbereiche der [[Medienpädagogik]] – nämlich: [[Medienpädagogik#Mediendidaktik|Mediendidaktik]], [[Medienpädagogik#Medienkunde|Medienkunde]] und [[Medienpädagogik#Medienerziehung|Medienerziehung]] – sind für Planung, Durch­­­füh­rung und Evalu­a­tion von Unterricht ''in ihrer Gesamtheit'' (und damit „''integrativ''“) wichtig.
* Alle drei Teilbereiche der [[Medienpädagogik]] – nämlich: [[Medienpädagogik#Mediendidaktik|Mediendidaktik]], [[Medienpädagogik#Medienkunde|Medienkunde]] und [[Medienpädagogik#Medienerziehung|Medienerziehung]] – sind für Planung, Durch­­­füh­rung und Evalu­a­tion von Unterricht ''in ihrer Gesamtheit'' (und damit „''integrativ''“) wichtig.
* Eine so verstandene Medienpä­da­­go­gik kann nicht von ei­­nem einzelnen Unter­richts­fach allein über­­nommen wer­den, viel­mehr sind ''im Prin­zip alle Unter­richts­fächer gemein­sam'' (und damit „''integrativ''“) mit je ''spezifi­schen Ansätzen'' gefordert.<br />
* Eine so verstandene Medienpä­da­­go­gik kann nicht von ei­­nem einzelnen Unter­richts­fach allein über­­nommen wer­den, viel­mehr sind ''im Prin­zip alle Unter­richts­fächer gemein­sam'' (und damit „''integrativ''“) mit je ''spezifi­schen Ansätzen'' gefordert.<br />
Zeile 15: Zeile 14:
==Integrative Medienpädagogik: ganzheitlicher Ansatz und Perspektivenmatrix==
==Integrative Medienpädagogik: ganzheitlicher Ansatz und Perspektivenmatrix==
[[Datei:Perspektivenmatrix.png|thumb|right|240px|<b>Perspektivenmatrix</b> für Medien]]
[[Datei:Perspektivenmatrix.png|thumb|right|240px|<b>Perspektivenmatrix</b> für Medien]]
Die Bezeichnung „Integrative Pädagogik“ verwendete wohl erstmalig Wolf-Rüdiger Wagner <ref>Wagner, Wolf-Rüdiger [1992]. Kommunikationskultur und Allgemeinbildung –  Plädoy­er für eine integrative Medienpädagogik. In: Schill, Wolfgang  & Tulodziecki, Gerhard & Wagner, Wolf-Rüdiger (Hrsg.):  Medienpädagogisches Handeln in der Schule. Opladen: Leske + Budrich, S.  135 – 149</ref>, und zwar mit Bezug auf den für das  
Die Bezeichnung „Integrative Pädagogik“ verwendete wohl erstmalig Wolf-Rüdiger '''Wagner''' <ref>[Wagner 1992, 135 – 149]</ref>, und zwar mit Bezug auf den für das  
Konzept der ''„informations- und kommunikationstechnologischen Bildung“'' kennzeichnenden fachübergreifenden ''integrativen Ansatz''. Dieser integrative Ansatz war mit einer Ab­sage an das in den 1980er Jahren propagierte „Leit­­fach­prinzip“ verbunden, für das damals oft die Mathematik (z. T. auch die Informatik) favorisiert wurde – denn kein einzelnes Fach ist in der Lage, ein quer zu den Fachdisziplinen liegendes Thema wie „[[Medien in didaktischer Sicht|Medien]]“ – und insbesondere „[[Neue Medien]]“ – aus sich heraus angemessen zu behandeln.<br><br>
Konzept der ''„informations- und kommunikationstechnologischen Bildung“'' kennzeichnenden fachübergreifenden ''integrativen Ansatz''. Dieser integrative Ansatz war mit einer Ab­sage an das in den 1980er Jahren propagierte „Leit­­fach­prinzip“ verbunden, für das damals oft die Mathematik (z. T. auch die Informatik) favorisiert wurde – denn kein einzelnes Fach ist in der Lage, ein quer zu den Fachdisziplinen liegendes Thema wie „[[Medien in didaktischer Sicht|Medien]]“ – und insbesondere „[[Neue Medien]]“ – aus sich heraus angemessen zu behandeln.<br><br>
Der integrative Ansatz, also die Einbeziehung nahezu aller Fächer mit ihren je spezifischen Möglichkeiten, bildet eine der beiden Säulen einer „Inte­gra­tiven Medienpäda­gogik“. Ihre andere Säule besteht aus der Trias der ''drei medienpädagogischen Aspekte'' ([[Medienpädagogik#Mediendidaktik|Mediendidaktik]], [[Medienpädagogik#Medienkunde|Medienkunde]] und  [[Medienpädagogik#Medienerziehung|Medienerziehung]]) in Verbindung mit der Dyas aus Unterrichtsmittel und Unterrichtsinhalt, deren Zusammenwirken in der [[Medienpädagogik#Perspektivenmatrix|Perspektiven­matrix für technische Medien]] qualitativ visualisiert wird. Diese Perspektiven­matrix macht zugleich den ganzheitlichen Ansatz beim Konzept der Integrativen Medien­pädagogik deutlich – sie betrifft insbesondere [[Neue Medien]], darüber hinaus aber auch [[Medien in didaktischer Sicht|Medien]] schlecht­hin.
Der integrative Ansatz, also die Einbeziehung nahezu aller Fächer mit ihren je spezifischen Möglichkeiten, bildet eine der beiden Säulen einer „Inte­gra­tiven Medienpäda­gogik“. Ihre andere Säule besteht aus der Trias der ''drei medienpädagogischen Aspekte'' ([[Medienpädagogik#Mediendidaktik|Mediendidaktik]], [[Medienpädagogik#Medienkunde|Medienkunde]] und  [[Medienpädagogik#Medienerziehung|Medienerziehung]]) in Verbindung mit der Dyas aus Unterrichtsmittel und Unterrichtsinhalt, deren Zusammenwirken in der [[Medienpädagogik#Perspektivenmatrix|Perspektiven­matrix für technische Medien]] qualitativ visualisiert wird. Diese Perspektiven­matrix macht zugleich den ganzheitlichen Ansatz beim Konzept der Integrativen Medien­pädagogik deutlich – sie betrifft insbesondere [[Neue Medien]], darüber hinaus aber auch [[Medien in didaktischer Sicht|Medien]] schlecht­hin.


==Integrative Medienpädagogik und '''Medienbildung'''==
==Integrative Medienpädagogik und '''Medienbildung'''==
Seit einiger Zeit taucht in der medienpädagogischen Literatur zunehmend der neue und schillernde Terminus „[[Medienbildung|Medienbildung]]“ auf. „''Medienbildung – Eine Einführung''“ heißt das 2009 erschienene Buch von Benjamin Jörissen und Winfried Marotzki.<ref>Jörissen, Benjamin & Marotzki, Winfried [2009]. Medienbildung  —  Eine Einführung. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.</ref> Zwar fehlt eine explizite Definition von „Medienbildung“, jedoch lässt ihre wesentliche Feststellung der ''Unhintergehbarkeit medialer Sozialisation'' –  also eines Nicht­aus­wei­­chen­kön­nens gegenüber einer Sozialisation durch Medien – erahnen, was sie meinen: Ein wesentlicher Aspekt der von ihnen postulierten „Medien­bildung“ ist als ''Anleitung und Herausbildung zu einem kritischen und verantwortungsvollen Umgang mit Medien'' beschreibbar – was im Sinne von Issing mit „[[Medienpädagogik#Medienerziehung|Medienerziehung]]“ anzusprechen ist.<ref>Issing, Ludwig J. (Hrsg.) [1987]. Medienpädagogik im Informationszeitalter. Weinheim: Deutscher Studienverlag.</ref>
Seit einiger Zeit taucht in der medienpädagogischen Literatur zunehmend der neue und schillernde Terminus „[[Medienbildung|Medienbildung]]“ auf. „''Medienbildung – Eine Einführung''“ heißt das 2009 erschienene Buch von Benjamin '''Jörissen''' und Winfried '''Marotzki'''.<ref>[Jörissen & Marotzki 2009]</ref> Zwar fehlt eine explizite Definition von „Medienbildung“, jedoch lässt ihre wesentliche Feststellung der ''Unhintergehbarkeit medialer Sozialisation'' –  also eines Nicht­aus­wei­­chen­kön­nens gegenüber einer Sozialisation durch Medien – erahnen, was sie meinen: Ein wesentlicher Aspekt der von ihnen postulierten „Medien­bildung“ ist als ''Anleitung und Herausbildung zu einem kritischen und verantwortungsvollen Umgang mit Medien'' beschreibbar – was im Sinne von Ludwig '''Issing''' mit „[[Medienpädagogik#Medienerziehung|Medienerziehung]]“ anzusprechen ist.<ref>[Issing 1987]</ref>
Da aus medienpädagogischer Sicht ein solches Verständnis von „Medienbildung“ vor­­­aussetzt bzw. mit einschließt, dass Medien im Unterricht ''sowohl'' unter mediendidaktischen ''als auch'' unter medienkund­lichen Aspekten eine Rolle spielen, sind die Konzepte „Medienbildung“ (im Sinne von Jöris­sen und Marotzki) und „integrative Medienpädagogik“ im Grundsatz vereinbar, auch aus schwerpunktmäßig je eigener Perspektive: „Integrative Medienpädagogik“ stellt die Bedeutung der Medien und insbesondere der [[Neue Medien|Neuen Medien]] aus Sicht der ''Unterrichtsorganisation'' dar, also eher aus dem Blick der Lehrenden; hingegen verschiebt „Medienbildung“ den Standort der Betrachtung mehr in Richtung des ''Bildungsgehalts'' und damit eher in Richtung der Lernen­den. Beide Sicht­weisen ge­hö­ren aber zusammen. Damit ist zwischen beiden Kon­zepten kein grund­sätz­li­cher Un­ter­schied erkennbar. Diese Interpretation wird auch durch das aktuelle Buch von Tulod­ziecki et al. (2010) gestützt. <ref>Tulodziecki, Gerhard & Herzig, Bardo & Grafe, Silke  [2010]. Medienbildung in Schule und Unterricht. Grundlagen und  Beispiele. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt. </ref> <ref>Hischer, Horst: Medienbildung versus Computereinsatz? In: [http://didaktik-der-mathematik.de/pdf/gdm-mitteilungen-93.pdf ''Mitteilungen der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik'', Heft 93, Juli 2012, 23 – 28.]</ref>
Da aus medienpädagogischer Sicht ein solches Verständnis von „Medienbildung“ vor­­­aussetzt bzw. mit einschließt, dass Medien im Unterricht ''sowohl'' unter mediendidaktischen ''als auch'' unter medienkund­lichen Aspekten eine Rolle spielen, sind die Konzepte „Medienbildung“ (im Sinne von Jöris­sen und Marotzki) und „integrative Medienpädagogik“ im Grundsatz vereinbar, auch aus schwerpunktmäßig je eigener Perspektive: „Integrative Medienpädagogik“ stellt die Bedeutung der Medien und insbesondere der [[Neue Medien|Neuen Medien]] aus Sicht der ''Unterrichtsorganisation'' dar, also eher aus dem Blick der Lehrenden; hingegen verschiebt „Medienbildung“ den Standort der Betrachtung mehr in Richtung des ''Bildungsgehalts'' und damit eher in Richtung der Lernen­den. Beide Sicht­weisen ge­hö­ren aber zusammen. Damit ist zwischen beiden Kon­zepten kein grund­sätz­li­cher Un­ter­schied erkennbar. Diese Interpretation wird auch durch das aktuelle Buch von Gerhard '''Tulod­ziecki''' et al. (2010) gestützt. <ref>[Tulodziecki 2010]; siehe hierzu auch Hischer 2012].</ref>


==Literatur==
==Literatur==
* Hischer, Horst  [2002]: Mathematikunterricht und Neue Medien. Hildesheim:  Franzbecker (3., durchgesehene, korrigierte und aktualisierte Auflage 2005). S. 55 f.;
* — [2005]: Aliasing und Neue Medien —  Ein Beitrag zur Integrativen Medienpädagogik. In: Kaune, Christa &  Schwank, Inge & Sjuts, Johann (Hrsg.). Mathematikdidaktik im  Wissenschaftsgefüge — Zum Verstehen und Unterrichten mathematischen  Denkens. Festschrift für Elmar Cohors-Fresenborg. Osnabrück:  Schriftenreihe des FMD, Nr. 40.1, 2005, S. 115 – 129.;
* — [2010]: Was sind und was sollen Medien, Netze und Vernetzungen? – Vernetzung als Medium zur Weltaneignung. Hildesheim: Franzbecker.
* — [2012]: Hischer, Horst: Medienbildung versus Computereinsatz? In: [http://didaktik-der-mathematik.de/pdf/gdm-mitteilungen-93.pdf  ''Mitteilungen der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik'', Heft 93,  Juli 2012, 23 – 28.]
* Issing, Ludwig J. (Hrsg.) [1987]: Medienpädagogik im Informationszeitalter. Weinheim: Deutscher Studienverlag
* Jörissen, Benjamin & Marotzki, Winfried [2009]: Medienbildung  —  Eine Einführung. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.
* Tulodziecki, Gerhard & Herzig, Bardo & Grafe, Silke [2010]:  Medienbildung in Schule und Unterricht. Grundlagen und  Beispiele. Bad  Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt
* Wagner, Wolf-Rüdiger [1992]: Kommunikationskultur und Allgemeinbildung – Plädoy­er für eine integrative Medienpädagogik. In: Schill, Wolfgang & Tulodziecki, Gerhard & Wagner, Wolf-Rüdiger (Hrsg.): Medienpädagogisches Handeln in der Schule. Opladen: Leske + Budrich, 1992, 135 – 149. 
==Verweise==
<references />
<references />
 
{{zitierhinweis}}
 




[[Kategorie:Enzyklopädie]]
[[Kategorie:Enzyklopädie]]
Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von dev_madipedia. Durch die Nutzung von dev_madipedia erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.

Navigationsmenü