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Karin Binder (2018): Förderung Bayesianischen Denkens - Effekte verschiedener Baumdiagramme in unterschiedlichen Bayesianischen Situationen | |||
Dissertation, Universität Regensburg. | |||
Begutachtet durch Stefan Krauss, Oliver Tepner und Gerd Gigerenzer. | |||
Note: summa cum laude. | |||
== Zusammenfassung == | == Zusammenfassung == | ||
<!-- Hier bitte eine Zusammenfassung der Dissertation einfügen. | <!-- Hier bitte eine Zusammenfassung der Dissertation einfügen. | ||
Zwischenüberschriften mit === ... === kennzeichnen. --> | Zwischenüberschriften mit === ... === kennzeichnen. --> | ||
Das fehlerhafte Verknüpfen oder Interpretieren statistischer Informationen kann in der Medizin | |||
zu Überdiagnosen oder Überbehandlungen führen, schlimmstenfalls sogar zu Suizid, wenn | |||
einem positiven Testergebnis, das eine schwere Erkrankung indiziert, zu großes Vertrauen | |||
geschenkt wird. In der vorliegenden kumulativen Dissertation sollen Strategien analysiert | |||
werden, die Menschen helfen, bedingte Wahrscheinlichkeiten in Bayesianischen | |||
Aufgabenstellungen zu verstehen: 1. Natürliche Häufigkeiten und 2. Visualisierung mit Hilfe von | |||
Baumdiagrammen (und Vierfeldertafeln). Im ersten Artikel wird eine Studie mit 259 | |||
Schülerinnen und Schülern vorgestellt, in der typische schulische Visualisierungen | |||
Bayesianischer Aufgaben untersucht werden, nämlich Vierfeldertafeln und Baumdiagramme, die | |||
beide mit Wahrscheinlichkeiten oder natürlichen Häufigkeiten ausgefüllt werden können. Es | |||
zeigte sich, dass maximal 10% der Schülerinnen und Schüler der 11. Klassen in der Lage waren, | |||
Bayesianische Aufgaben korrekt zu lösen, wenn diese mit Wahrscheinlichkeiten und | |||
Wahrscheinlichkeitsvisualisierungen gegeben waren, obwohl gerade das Baumdiagramm mit | |||
Wahrscheinlichkeiten an den Ästen im Fokus des Mathematikunterrichts steht. Die größtenteils | |||
unbekannten Häufigkeitsbäume konnten die Schülerinnen und Schüler bei der Lösung hingegen | |||
deutlich besser unterstützen (Lösungsrate 45%). | |||
Der zweite Artikel beschreibt zwei Studien mit Medizinstudierenden des Universitätsklinikums | |||
Regensburg, in denen Bayesianische medizinische Entscheidungsfindungsprozesse untersucht | |||
werden, die realitätsnah nicht nur ein diagnostisches Verfahren, sondern zwei berücksichtigen, | |||
um zu einer medizinischen Diagnose zu gelangen (z.B. Mammographie und Sonographie zur | |||
Diagnose einer Brustkrebserkrankung). In der ersten Studie wurde gezeigt, dass sowohl | |||
natürliche Häufigkeiten als auch Baumdiagramme mit natürlichen Häufigkeiten das Verständnis | |||
der Situationen auch im 2-Test-Fall unterstützen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob die statistischen | |||
Informationen zusätzlich auch noch als Text geschildert werden oder ob diese lediglich aus dem | |||
Baumdiagramm entnommen werden können. In der zweiten Studie des Artikels wurden | |||
modifizierte Baumdiagramme untersucht, bei denen die beiden zur Lösungsfindung relevanten | |||
Äste entweder farblich markiert wurden oder sogar nur diese beiden Äste dargestellt wurden. | |||
Während der markierte Häufigkeitsbaum das Verständnis gegenüber einem normalen | |||
Häufigkeitsbaum nochmal deutlich verbesserte (67% vs. 47%), blieb die Lösungsrate beim | |||
„reduzierten Baumdiagramm“ bei 47%. | |||
Der dritte Artikel beinhaltet eine ausführliche theoretische Analyse verschiedener | |||
Formulierungsmöglichkeiten der eben beschriebenen 2-Test-Fälle. Hierbei werden vier | |||
Eigenschaften vorgestellt, die die Formulierung statistischer Informationen erfüllen sollten, | |||
damit diese möglichst gut von Menschen verstanden werden. Anschließend wird eine Studie mit | |||
123 Medizinstudierenden der Charité Berlin vorgestellt, in der neben dem 2-Test-Fall weitere | |||
Verallgemeinerungen Bayesianischer Standardaufgaben untersucht werden: Ein 3-Test-Fall, eine | |||
Situation, in der zwei verschiedene Erkrankungen mit einem Test diagnostiziert werden können | |||
und eine Situation, in der drei verschiedene Testergebnisse (z.B. auch unklarer Befund) möglich | |||
sind. Während natürliche Häufigkeiten in allen vier verallgemeinerten Situationen das | |||
Verständnis entscheidend verbessern konnten, war die zusätzliche Darbietung von | |||
Häufigkeitsbäumen nur dann hilfreich, wenn es sich um 2- oder 3-Test-Fälle handelte, in denen | |||
die statistischen Informationen also mehrfach ineinander verschachtelt waren. Darüber hinaus | |||
wurden im dritten Artikel auch alternative Diagnosen untersucht (z.B. die Wahrscheinlichkeit | |||
einer Erkrankung nach einem positiven und einem negativen Testergebnis), bei denen gerade im | |||
3-Test-Fall die Präsentation eines Häufigkeitsbaumes das Verständnis verbesserte. | |||
== Auszeichnungen == | == Auszeichnungen == |