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Neue Medien
Verfasst von Horst Hischer
Begriffsbeschreibungen
In der Literatur findet man sowohl die Bezeichnungen „neue Medien“ als auch „Neue Medien“. Während „neue Medien“ schon morgen „alt“ sein können, gilt das für „Neue Medien“ nicht. Es bedarf daher im wissenschaftlichen Kontext einer Definition. Oft werden „neue Medien“ oder auch „Neue Medien“ sinnfällig mit „digitalen Medien“ identifiziert, wie etwa bei Bärbel Barzel und Hans-Georg Weigand: [1]
Unter Neuen Medien verstehen wir digitale Medien. Dazu gehören neben Präsentationsmedien (wie Beamer, interaktive Tafel oder Internet) vor allem Computerprogramme […] Tisch-PC, Laptop oder Taschencomputer (Handheld).
Diese offene Liste von Beispielen bildet eine sinnvolle extensionale Begriffsbestimmung. Aus ihr geht aber noch nicht explizit hervor, was das „Neue“ an solchen Medien ist. Die sog. „Auslagerung von Denkfähigkeit“, die Roland Fischer und Günther Malle erwähnen [2] und die Wolf-Rüdiger Wagner durch die von ihm so genannte Organmetapher beschreibt,[3] führt alternativ zu einer intensionalen Begriffsbestimmung, und zwar durch folgende Feststellung:[4]
- Aus anthropologischer Sicht ist die kulturhistorische Entwicklung der Technik mit einer „Auslagerung“ mechanischer Fertigkeiten des Menschen auf Geräte und Maschinen verbunden, angefangen beim Faustkeil über Waffen und Werkzeuge bis hin zu heutigen geradezu monumentalen Baumaschinen. Die universellen Verarbeitungsmöglichkeiten des Computers sind insofern revolutionär, als hierbei erstmals nicht mechanische Fertigkeiten des Menschen „ausgelagert“ werden, sondern ein neuer Maschinentypus „Tätigkeiten ausführt“, die bisher den Geistesleistungen des Menschen zuzurechnen' waren, beruhend auf seiner Fähigkeit zum Denken. In diesem Sinn wird – mit gebotener Vorsicht formuliert – „Denkfähigkeit“ auf den Computer ausgelagert. Und das begründet die herausragende Stellung der auf der Mikroelektronik beruhenden Informations- und Kommunikationstechniken und somit ihre grundsätzliche „Neuheit“.
Das führt zu folgenden Kennzeichnungen: [5]
- Neue Techniken sind datenprozessierende Informations- und Kommunikationstechniken als sog. „Querschnittstechniken“: Der Computer erweist sich in nahezu allen Bereichen als nützliches und oft gar unverzichtbares Werkzeug – „Computer als symbolverarbeitende Universalmaschine“.
- Neue Medien sind technische Medien, die auf diesen Neuen Techniken beruhen.
Diese Bezeichnungen sind offen gegenüber künftigen bzw. bereits aktuellen technischen Weiterentwicklungen, was den Plural „Informationstechniken“ begründet. Der Zusatz „datenprozessierend“ dient der gezielten Interpretation der prinzipiell vieldeutigen Bezeichnung „Informations- und Kommunikationstechniken“ im Sinne der Informatik.
Die „Neuheit“ dieser Techniken und Medien ist wegen der o. g. „Auslagerung von Denkfähigkeit“ von grundsätzlicher Art. Somit liegt hier ein Qualitätssprung in der technischen Entwicklung vor, demgemäß diese Techniken nicht nur jetzt, sondern immer neu sind: Das macht „Neue Medien“ zu einer eigenständigen, untrennbaren Bezeichnung und begründet die Großschreibung des Attributs. Zugleich erwächst damit den Neuen Medien eine besondere Rolle im Rahmen von Allgemeinbildung.
Literatur
- ↑ Barzel, Bärbel & Weigand, Hans-Georg [2008]: Medien vernetzen. In: mathematik lehren, Februar 2008, Heft 146, S. 5.
- ↑ Fischer, Roland & Malle, Günter [1985]. Mensch und Mathematik. Mannheim / Wien / Zürich: BI Wissenschaftsverlag, S. 257-258.
- ↑ Wagner, Wolf-Rüdiger [2004]. Medienkompetenz revisited – Medien als Werkzeuge der Weltaneignung: ein pädagogisches Programm. München: kopaed.
- ↑ In Anlehnung an Hischer, Horst [2002]. Mathematikunterricht und Neue Medien. (3., durchgesehene, korrigierte und aktualisierte Auflage 2005). Hildesheim: Franzbecker, S. 68 f. mit Bezug auf Fischer, Roland & Malle, Günter [1985]. Mensch und Mathematik. Mannheim / Wien / Zürich: BI Wissenschaftsverlag, S. 257-258.
- ↑ Ähnlich in Hischer, Horst [2002]. Mathematikunterricht und Neue Medien. (3., durchgesehene, korrigierte und aktualisierte Auflage 2005). Hildesheim: Franzbecker, S. 69.