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Zur Nachhaltigkeit von Lehrer/innenfortbildung

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Stefan Zehetmeier (2008): Zur Nachhaltigkeit von Lehrer/innenfortbildung. Dissertation, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.
Begutachtet durch Konrad Krainer und Franz Rauch.
Tag der mündlichen Prüfung: 15.04.2008.

Zusammenfassung

Im Rahmen der Diskussion um die Verbesserung und Sicherung der Qualität von Schule und Unterricht werden hohe Erwartungen an die Qualifikation und das Kompetenzprofil der Lehrkräfte gestellt. Zur Unterstützung und Qualifizierung der Lehrkräfte werden Initiativen zur Lehrer/innenfortbildung sowie Unterstützungssysteme für Unterrichtsinnovationen angeboten. Evaluationsmaßnahmen zur Wirkungsanalyse solcher Initiativen zur Lehrer/innenfortbildung sind meist formativer oder summativer Natur; sie werden projektbegleitend oder am Ende der Initiative durchgeführt und liefern dabei ausschließlich Informationen über unmittelbare Wirkungen, welche während des Projektes oder an dessen Ende auftreten. Eine Untersuchung nachhaltiger Wirkungen, welche über das Ende des Projektes hinaus reichen, bleibt aber meist aus, da sich der Fokus auf neue Projekte verlagert und so die dafür notwendigen finanziellen und organisatorischen Möglichkeiten nach Ende des Projektes oftmals nicht mehr gegeben sind. Hargreaves (2002) resümiert dazu: „As a result, many writers and reformers have begun to worry and write about not just how to effect snapshots off change at any particular point, but how to sustain them, keep them going, make them last. The sustainability of educational change has, in this sense, become one of the key priorities in the field” (S. 190). In diesem Sinne trägt die vorliegende Dissertation dazu bei, diese „key priority” zu bearbeiten.

Die Dissertation stellt zunächst in einem theoretischen Teil den Stand der Forschung dar und entwickelt daraus sukzessive ein theoretisches Modell („FOWI-Modell“), in welchem die Wirkungen von Maßnahmen zur Lehrer/innenfortbildung erfasst werden. Das FOWI-Modell umfasst insbesondere auch jene Faktoren, welche die Nachhaltigkeit dieser Wirkungen fördern oder hemmen (vgl. Lerman & Zehetmeier, in Druck). Der empirische Teil der Dissertation verwendet ein qualitatives Forschungsdesign und basiert auf einer Fallstudie mit Mathematik- und Naturwissenschaftslehrkräften einer Schule, welche in einem Zeitraum von drei Jahren (2001 bis 2004) am Projekt IMST² („Innovations in Mathematics, Science and Technology Teaching“) teilgenommen hatten (vgl. Krainer, 2005). Als Datenquellen werden Interviews mit einzelnen Personen, ein Gruppeninterview sowie Dokumente und weitere Artefakte aus den Jahren 2001 bis 2008 verwendet.

In der vorgestellten Dissertation werden anhand dieser Fallstudie die Forschungsfragen untersucht, ob neben unmittelbaren Wirkungen (welche während oder am Ende der Teilnahme am Projekt auftraten) auch nachhaltige Wirkungen (drei Jahre nach Ende der Teilnahme) festgestellt werden können und welche Faktoren deren Auftreten fördern oder hemmen.

Die Analyse aller vorliegenden Daten erfolgte in mehreren Schritten und umfasste sowohl induktive als auch deduktive Kategorisierungen. In einem ersten Schritt wurden alle Daten, welche vor 2007 erhoben worden waren, untersucht und hinsichtlich der Forschungsfragen induktiv kodiert. Im zweiten Schritt wurden alle Einzelinterviews auch deduktiv kodiert: Dabei stand insbesondere die Frage im Mittelpunkt, ob (und welche) langfristige(n) Wirkungen aufgetreten waren. In einem dritten Schritt wurden die Ergebnisse der ersten beiden Schritte zusammengefasst und kontrastiert, anschließend gemeinsam mit den Lehrkräften im Rahmen eines Gruppeninterviews diskutiert und schließlich nach Wirkungstypen differenziert.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen verschiedene Wirkungen, welche während und nach der Teilnahme der Lehrkräfte an IMST² auftraten. In der Dissertation werden zunächst die einzelnen Wirkungen beschrieben und ihre jeweilige Entwicklung über die Zeiträume vor, während und nach der Teilnahme an IMST² dargestellt. Dann werden alle Wirkungen anhand des FOWI-Modells kategorisiert und typisiert. Darüber hinaus werden jeweils jene Faktoren vorgestellt, welche für das Auftreten und die Nachhaltigkeit der einzelnen Wirkungen förderlich oder hinderlich waren.

Die Diskussion der Ergebnisse weist auf die Notwendigkeit einer Modifizierung des FOWI-Modells hin. Insbesondere im Bereich möglicher Wirkungsebenen ergeben sich Erweiterungen, welche über die in der Literatur bisher diskutierten Ebenen hinausgehen. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit sowie deren Diskussion eröffnen neue Perspektiven auf die Nachhaltigkeit von Lehrer/innenfortbildung sowie auf mögliche zukünftige Forschungsfelder: Die Ergebnisse zeigen im Detail, welche Wirkungen aus welchen Gründen zu welchem Zeitpunkt eingetreten sind oder nicht. Daraus können Tendenzen und Hinweise abgeleitet werden, welche für die Planung zukünftiger Fortbildungsmaßnahmen hilfreich sein können. Eine weitergehende, breitere und gleichzeitig vertiefte Untersuchung der Nachhaltigkeit von Lehrer/innenfortbildung, eine Ausweitung der Wirkungsanalyse auf mehrere Fälle und größere Stichproben sowie eine damit einhergehende Ergänzung der empirischen Erhebungsinstrumente um quantitative Methoden erscheint sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus praktischer Perspektive notwendig und viel versprechend.



Kontext

Literatur

  • A. Hargreaves [2002]: Sustainability of educational change: the role of social geographies. Journal of Educational Change, 3, 189-214.
  • Konrad Krainer [2005]: Das Projekt IMST² als Impulsgeber für das österreichische Bildungssystem – eine Bilanz. Klagenfurt: Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung (IUS).
  • S. Lerman & S. Zehetmeier [in Druck]: Face-to-face communites and networks of practising mathematics teachers. In Krainer, K., & Wood, T. (Hrsg.), International handbook of mathematics teacher education: Vol. 3. Participants in mathematics teacher education: Individuals, teams, communities and networks. Rotterdam: Sense Publishers.