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Förderung der Zahlbegriffsentwicklung bei sehenden und blinden Kindern Empirische Grundlagen und didaktische Konzepte: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 12. Juni 2016, 09:34 Uhr
Juliane Leuders (2011): Förderung der Zahlbegriffsentwicklung bei sehenden und blinden Kindern. Empirische Grundlagen und didaktische Konzepte.. Dissertation, Technische Universität Dortmund.
Betreut durch Emmy Csocsán und Christoph Selter.
Erhältlich unter http://link.springer.com/book/10.1007/978-3-8348-2549-0/page/1
Note: summa cum laude.
Tag der mündlichen Prüfung: 17.11.2011.
Zusammenfassung
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, eine wissenschaftliche Grundlage zu legen für die Gestaltung von Lernprozessen und insbesondere Lernmaterialien im gemeinsamen Arithmetikunterricht mit blinden und sehenden Kindern. Hierzu sind Forschungserkenntnisse z.B. zu auditiver und haptischer Wahrnehmung blinder Schüler und zur Entwicklung ihrer arithmetischen Fähigkeiten von zentraler Bedeutung. Daher ist es notwendig, sich nicht nur auf die Disziplinen Mathematikdidaktik und Blindenpädagogik zu beschränken, sondern auch die Bezugswissenschaften Neuropsychologie, Wahrnehmungspsychologie, Kognitionspsychologie und Entwicklungspsychologie systematisch einzubeziehen. In der Blindenpädagogik werden Erkenntnisse aus diesen Bezugsdisziplinen bisher nur punktuell aufgegriffen; für die weitere Lehr-Lern-Forschung und die konstruktive didaktische Arbeit in diesem Themengebiet ist es erforderlich, einen disziplinübergreifenden, empirisch abgesicherten Kenntnisstand herzustellen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird als methodischer Ansatz eine systematische, integrierende Literaturarbeit in Form eines Theorie und Empirie zusammenfassenden Reviews gewählt.
Ein zentrales Ergebnis des in dieser Arbeit durchgeführten Reviews ist, dass bei blinden Kindern keine prinzipiellen Einschränkungen im Umgang mit Zahlen zu erwarten sind. Blindheit steht in keinem direkten, unveränderlichen Zusammenhang mit Entwicklungsverzögerungen im Bereich der Arithmetik. Allerdings kann die Verringerung von Erfahrungsmöglichkeiten in einer visuell dominierten Umwelt dazu führen, dass Verzögerungen und Schwierigkeiten auftreten. Dies betrifft aus mathematischer Sicht insbesondere die Entwicklung der Teile-Ganzes-Relation, welche im vorschulischen Alltag das Handeln mit Mengen und die möglichst simultane Wahrnehmung von Teilen und Ganzem voraussetzt. Diese Simultanität ist insbesondere bei der Tastwahrnehmung oft nicht vorhanden.
Der im Review erarbeitete Kenntnisstand wird dafür genutzt, Kriterien für Lernmaterialien im Arithmetikunterricht mit blinden und sehenden Kindern zu entwickeln. Durch die Synthese der hierbei als wesentlich herausgearbeiteten Aspekte ergibt sich ein für die praktische Prüfung von Materialien geeigneter Kriterienkatalog, in dem die mathematikdidaktischen und blindenpädagogischen Anforderungen mit den Erkenntnissen aus den psychologischen Bezugswissenschaften zusammenführt werden. Aufbauend auf diese grundsätzlichen Analysen werden schließlich Forschungsergebnisse zur auditiven Wahrnehmung und zu auditiven Vorstellungen genutzt, um zu klären, inwieweit Materialien auf auditiver Basis zum Lernerfolg blinder Kinder im Arithmetikunterricht beitragen. Solche Materialien werden bisher in der Blindenpädagogik wenig diskutiert, sind aber, wie ausführlich dargelegt wird, eher in der Lage, die Entwicklung der Teile-Ganzes-Relation zu fördern.
Jedem Curriculum liegt eine normative Perspektive zugrunde. Diese soll auch mit Blick auf die arithmetischen Leistungen blinder Schülerinnen und Schüler entwickelt werden. Hierzu werden mathematische Bildungsstandards aus blindenpädagogischer Perspektive analysiert. Dabei gelingt es, die Ergebnisse der vorangehenden Analysen mit den Anforderungen von Bildungsstandards für Schülerinnen und Schüler ohne Behinderung zu verknüpfen und daraus einen blindenpädagogischen Kommentar zu den Bildungsstandards zu erstellen. Die Verknüpfung von Erkenntnissen zur Wahrnehmung und Vorstellung blinder Kinder mit den wahrnehmungsunabhängig gültigen Anforderungen an Lernmaterialien und den geforderten Kompetenzen aus den Bildungsstandards erlaubt die Charakterisierung von verschiedenen auditiven Materialien hinsichtlich der Möglichkeiten und Grenzen für den Einsatz im Unterricht.
Der Nutzen des in der Synthese erhobenen Forschungsstandes und die Anwendbarkeit der Kriterien für Lernmaterialien werden abschließend anhand von Adaptionsvorschlägen für konkrete Schulbuchseiten auf den Prüfstand gestellt. Auch die Einsetzbarkeit auditiver Materialien kann in diesem Rahmen noch einmal exemplarisch verdeutlicht werden. Dabei zeigt sich, dass sie auch für sehende Kinder eine sinnvolle Ergänzung darstellen können. Zudem wird ein Ablaufschema für den Adaptionsprozess von Lernmaterialien entwickelt, das den Weg für weitere didaktische Entwicklungen vorzeichnet.
Auszeichnungen
Dissertationspreis (TU Dortmund)
Kontext
Literatur
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Links
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