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Mathematik im Kindergarten: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 2. Februar 2013, 10:49 Uhr
Übersicht
Bei Mathematik im Kindergarten geht es nicht um einen vorgezogenen Mathematikunterricht, sondern um Spielen, Erforschen und Begriffsbildung, darum dass Kinder auf ihrem Weg zu mathematischer Kompetenz gute Erfahrungen sammeln. Mathematische Bildung im Kindergarten erfordert durch die gesamte Kindergartenzeit hindurch eine systematische und bewusste Arbeit mit mathematischen Begriffen – jedoch ohne dabei einem vorgeschriebenen Lehrgang zu folgen. Deshalb hat das mathematische und didaktische Wissen der Erwachsenen eine entscheidende Bedeutung, wenn es darum geht eine Umgebung zu schaffen, in der Kinder Mathematik lernen können[1]. Aus diesem Grund muss das Fachpersonal in Kindertageseinrichtungen (in Deutschland Erzieherinnen und Erzieher, in vielen anderen Ländern Kindergartenlehrer/-innen) in den meisten Ländern ein Bachelor-Studium absolvieren, in dem neben der Pädagogik auch verschiedene Fächer, u.a. Mathematik, eine große Bedeutung haben.
Mathematik im Kindergarten orientiert sich nicht in ersten Linie an den Bildungsstandards für die Grundschule. Alan Bishop[2] hat bereits 1988 ein Kerncurriculum für den Kindergarten vorgeschlagenen, das auf sechs grundlegenden mathematischen Aktivitäten basiert, die man in allen Kulturen finden kann: Zählen, Lokalisieren, Messen, Entwerfen, Spielen und Erklären.
==Grundlegende mathematische Aktivitäten[3]
Zählen
In der Mathematik geht es zu einem großen Teil um Zahlen, Anzahlen, Zahlwörter, das Stellenwertsystem und ums Rechnen. Um herauszufinden wie viele es sind, muss man zählen können. Zählen ist eine wichtige Voraussetzung zur Entwicklung sowohl eines angemessenen Zahlbegriffs als auch effektiver Kopfrechenstrategien.
Lokalisieren
Mathematik hat aber nicht nur mit Zahlen zu tun. Es geht auch um den Raum, sich im Raum zurecht zu finden, sich orientieren und im Raum Ort und Lage lokalisieren. Nicht verloren zu gehen ist ein grundlegendes Bedürfnis. Voraussetzung dafür ist visuelle Wahrnehmung u.a. der Raumlage und räumlicher Beziehungen.
Messen
Messen verbindet Zahlen und Raum. Oft kann im Alltag (z. B. im Bezug auf die Größen Länge, Fläche, Volumen, Zeit, Gewicht und Geld) gefragt und beantwortet werden, wie viel oder groß etwas ist. Aber auch ohne dass einer Größe eine Maßzahl zugeordnet wird, können Kinder direkt vergleichen, ob etwas mehr oder größer ist. Das ist Voraussetzung für die Fähigkeit Dinge räumlich (z. B. nach der Größe) und Handlungen zeitlich in eine Reihenfolge zu bringen bzw. solche Reihenfolgen zu erkennen.
Entwerfen
Formen und Figuren, Muster und Strukturen, z. B. Symmetrie, sind in der Geometrie von Bedeutung. Objekte, die für unterschiedliche Zwecke bestimmt sind, haben verschiedene Formen mit spezifischen Eigenschaften. Auch hier spielt visuelle Wahrnehmung eine Rolle u.a. die Fähigkeit eine Form unabhängig von deren Lage im Raum zu identifizieren und Auge und Hand zu koordinieren. Darauf bauen weitere Stützfunktionen auf. Das Entdecken von Mustern hilft, Zusammenhänge und Regelmäßigkeiten im Leben zu erfassen. Über das ausgeprägte Interesse der Kinder an Mustern kann eine positive Einstellung zur Mathematik gefördert werden. Schließlich ist Fantasie als schöpferische und produktive Fähigkeit des menschlichen Geistes für die Mathematik unverzichtbar.
Spielen
Hier geht es um fantasievolles Spiel, aber auch mehr organisierte Spiele wie Verstecken, Rollenspiele, Strategiespiele, Würfelspiele, Puzzlespiele usw. Fast alle mathematischen Inhalte tauchen auch in dem einen oder anderen Spiel auf. Dabei geht es um so unterschiedliche Dinge wie Strategie und Glück. Die Konzentration, die bei einer Tätigkeit aufgebracht wird, hängt von den eingesetzten Strategien ab. Das gleiche gilt auch für das Gedächtnis. Andererseits sind viele Spiele (z. B. Würfelspiele) Glücksspiele, so dass hier auch erste Vorstellungen zur Wahrscheinlichkeit hineinspielen.
Erklären
Kommunizieren, Argumentieren und Problemlösen, also um Denken und logische Schlüsse ziehen sind allgemeine mathematische Kompetenzen. Seit Anbeginn wollen Menschen verstehen, warum Dinge so sind, wie sie sind. Um Kinder zum Nachdenken anzuregen, müssen Handlungen jeweils durch eine angemessene sprachliche Reflexion begleitet werden. Das Gespräch über Ideen, Schwierigkeiten und Lösungswege des Kindes intensiviert das Lernen, weil es Sprache und Begriffsbildung schult.
Verweise
- ↑ Stedøy-Johansen, Ingvill M. und Settemsdal, May R. (2008). Gi barna matematikk når de er mest lærelystne! Tangenten, barnehageheftet. S. 35-40.
- ↑ Alan J. Bishop (1988). Mathematical Enculturation: a Cultural Perspective on Mathematics Education, Dordrecht.
- ↑ vgl. Oliver Thiel (2013). Mathematik im Kindergarten. Grundschule (3), S. 42-43