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Peter Baumgartner versteht unter Interaktivität „die Möglichkeit, daß Benutzer nicht bloß Rezipienten sind, sondern in den medial vermittelten Informations-, Kommunikations- und Lernprozeß gestaltend eingreifen. Dies betrifft sowohl die Gestaltung der Inhalte, ihre Reihenfolge als auch die Zeit, die mit einzelnen Phasen des Prozesses zugebracht wird. “ | Peter Baumgartner versteht unter Interaktivität „die Möglichkeit, daß Benutzer nicht bloß Rezipienten sind, sondern in den medial vermittelten Informations-, Kommunikations- und Lernprozeß gestaltend eingreifen. Dies betrifft sowohl die Gestaltung der Inhalte, ihre Reihenfolge als auch die Zeit, die mit einzelnen Phasen des Prozesses zugebracht wird. “ <sup>1</sup> | ||
Rolf Schulmeister, Professor am Interdisziplinären Zentrum für Hochschuldidaktik an der Universität Hamburg, bezeichnet mit Interaktivität den aktiven Umgang des Lernenden mit Lernobjekten. | Rolf Schulmeister, Professor am Interdisziplinären Zentrum für Hochschuldidaktik an der Universität Hamburg, bezeichnet mit Interaktivität den aktiven Umgang des Lernenden mit Lernobjekten.<sup>2</sup> | ||
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Johannes Haack ist ebenfalls der Ansicht, dass Programme durch ein unterschiedliches Maß an Interaktivität gekennzeichnet sind. Lernprogramme können nach ihm bestimmten Stufen der Interaktion zugeordnet werden, je nach Anzahl an Eingriffs- und Steuermöglichkeiten für den Benutzer. <br /> | Johannes Haack ist ebenfalls der Ansicht, dass Programme durch ein unterschiedliches Maß an Interaktivität gekennzeichnet sind. Lernprogramme können nach ihm bestimmten Stufen der Interaktion zugeordnet werden, je nach Anzahl an Eingriffs- und Steuermöglichkeiten für den Benutzer. <br /> | ||
Bei den sogenannten impliziten Interaktionen ist kaum eine Interaktivität vorhanden. Der Lernende ist beim Rezipieren, Lesen, Zuhören und Anschauen von Lernstoffen rein passiv und folgt einer vorgegebenen Reihenfolge. Durch Implementierung der folgenden Merkmale kann nach Haack ein immer höheres Maß an Interaktivität erreicht werden | Bei den sogenannten impliziten Interaktionen ist kaum eine Interaktivität vorhanden. Der Lernende ist beim Rezipieren, Lesen, Zuhören und Anschauen von Lernstoffen rein passiv und folgt einer vorgegebenen Reihenfolge. Durch Implementierung der folgenden Merkmale kann nach Haack ein immer höheres Maß an Interaktivität erreicht werden:<sup>3</sup> | ||
* Zugreifen auf bestimmte Informationen, Auswählen, Umblättern | * Zugreifen auf bestimmte Informationen, Auswählen, Umblättern | ||
* Ja/Nein- und Multiplechoice- Antwortmöglichkeiten und Verzweigen auf entsprechenden Zusatzinformationen | * Ja/Nein- und Multiplechoice- Antwortmöglichkeiten und Verzweigen auf entsprechenden Zusatzinformationen | ||
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Der Interaktivität wird für das Lernen große Bedeutung beigemessen. Sie regt zum selbständigen Überprüfen von Vermutungen, selbstgesteuerten Erkunden von Zusammenhängen und zum aktiven Denken an. Auf diese Weise wird entdeckendes Lernen möglich und selbständiges Arbeiten gefördert. Strzebkowski und Kleeberg sehen aus diesen Gründen die Interaktivität als „eine der bedeutendsten, wenn nicht die fundamentalste Eigenschaft von didaktischen [[Multimedia|Multimediaanwendungen]]“. Sie sind der Ansicht, dass „sie sowohl im kognitiven als auch im motivationalen Bereich eine tiefe Wirkung hinterlässt.“ | Der Interaktivität wird für das Lernen große Bedeutung beigemessen. Sie regt zum selbständigen Überprüfen von Vermutungen, selbstgesteuerten Erkunden von Zusammenhängen und zum aktiven Denken an. Auf diese Weise wird entdeckendes Lernen möglich und selbständiges Arbeiten gefördert. Strzebkowski und Kleeberg sehen aus diesen Gründen die Interaktivität als „eine der bedeutendsten, wenn nicht die fundamentalste Eigenschaft von didaktischen [[Multimedia|Multimediaanwendungen]]“. Sie sind der Ansicht, dass „sie sowohl im kognitiven als auch im motivationalen Bereich eine tiefe Wirkung hinterlässt.“.<sup>4</sup> | ||
Haack sieht den Vorteil interaktiver Anwendungen in der Möglichkeit individualisiertes Lernen zu fördern und die Lernenden aktiv einzubeziehen | Haack sieht den Vorteil interaktiver Anwendungen in der Möglichkeit individualisiertes Lernen zu fördern und die Lernenden aktiv einzubeziehen.<sup>3</sup> | ||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
<sup>1</sup> Baumgartner, P. (1997): Evaluation vernetzten Lernens: 4 Thesen. In: Simon, H. (1999) (Hrsg.): Virtueller Campus. Forschung und Entwicklung für neues Lehren und Lernen. Münster: Waxmann, S. 131–146<br /> | |||
<sup>2</sup> Schulmeister, R. (2002): Taxonomie der Interaktivität von Multimedia – ein Beitrag zur aktuellen Metadaten-Diskussion. In: Informationstechnik und Technische Informatik 44, Oldenburg Verlag, S. 193-199 <br /> | |||
<sup>3</sup> Haack, Johannes (2002) : Interaktivität als Kennzeichen von Multimedia und Hypermedia. In: Issing, Klimsa: Information und Lernen mit Multimedia und Internet. Weinheim: Beltz, S. 128-129 <br /> | |||
<sup>4</sup> Strzebkowski, R./Kleeberg, N. (2002): Interaktivität und Präsentation als Komponenten multimedialer Lernanwendungen. In: Issing/Klimsa (2002): Information und Lernen mit Multimedia und Internet. Weinheim: Beltz, S. 231 <br /> | |||
Version vom 8. August 2012, 19:48 Uhr
Definition
Peter Baumgartner versteht unter Interaktivität „die Möglichkeit, daß Benutzer nicht bloß Rezipienten sind, sondern in den medial vermittelten Informations-, Kommunikations- und Lernprozeß gestaltend eingreifen. Dies betrifft sowohl die Gestaltung der Inhalte, ihre Reihenfolge als auch die Zeit, die mit einzelnen Phasen des Prozesses zugebracht wird. “ 1
Rolf Schulmeister, Professor am Interdisziplinären Zentrum für Hochschuldidaktik an der Universität Hamburg, bezeichnet mit Interaktivität den aktiven Umgang des Lernenden mit Lernobjekten.2
Stufen der Interaktivität
Schulmeister entwickelte eine Taxonomie multimedialer Lernsysteme, die nach ihrem Interaktivitätsniveau differenziert werden. Er unterscheidet sechs Stufen, die ein jeweils höheres Interaktivitätsniveau aufweisen.
Stufe I: Objekte betrachten und rezipieren: Bilder, Grafiken u.ä. werden betrachtet bzw. Ton, Filme oder Flash abgespielt
Stufe II: Multiple Darstellungen betrachten und rezipieren: Es existieren für einige Multimedia-Komponenten mehrere Varianten
Stufe III: Die Repräsentationsform variieren: das Objekt oder der Film selbst bleibt unverändert und nur die Repräsentationsform kann durch Handlungen verändert werden, nicht der Inhalt
Stufe IV: Den Inhalt der Komponente modifizieren: Der Benutzer kann durch Eingabe von Daten oder Variieren von Parametern innerhalb eines gesetzten Rahmens andere Darstellungen erzeugen oder andere Relationen visualisieren.
Stufe V: Das Objekt bzw. den Inhalt der Repräsentation konstruieren: Im Lernprogramm stehen Werkzeuge zur Verfügung, mit denen selbst Objekte kreiert, Ideen visualisiert oder Modelle entworfen werden können (z. Bsp. Geometrieprogramme)
Stufe VI: Den Gegenstand bzw. Inhalt der Repräsentation konstruieren und durch manipulierende Handlungen intelligente Rückmeldung vom System erhalten: Dies ist überall dort möglich, wo man in Programmen die symbolischen Inhalte auch als sinntragende Objekte modellieren kann.
Johannes Haack ist ebenfalls der Ansicht, dass Programme durch ein unterschiedliches Maß an Interaktivität gekennzeichnet sind. Lernprogramme können nach ihm bestimmten Stufen der Interaktion zugeordnet werden, je nach Anzahl an Eingriffs- und Steuermöglichkeiten für den Benutzer.
Bei den sogenannten impliziten Interaktionen ist kaum eine Interaktivität vorhanden. Der Lernende ist beim Rezipieren, Lesen, Zuhören und Anschauen von Lernstoffen rein passiv und folgt einer vorgegebenen Reihenfolge. Durch Implementierung der folgenden Merkmale kann nach Haack ein immer höheres Maß an Interaktivität erreicht werden:3
- Zugreifen auf bestimmte Informationen, Auswählen, Umblättern
- Ja/Nein- und Multiplechoice- Antwortmöglichkeiten und Verzweigen auf entsprechenden Zusatzinformationen
- Markieren bestimmter Informationsteile und Aktivierung entsprechender Zusatzinformationen
- freier Eintrag komplexer Antworten auf komplexe Fragestellungen mit intelligenten tutoriellen Feedback
- freier ungebundener Dialog mit einem Tutor oder mit Lernpartnern mithilfe von Multimedia- und Hypermediasystemen
Interaktivität und Lernen
Der Interaktivität wird für das Lernen große Bedeutung beigemessen. Sie regt zum selbständigen Überprüfen von Vermutungen, selbstgesteuerten Erkunden von Zusammenhängen und zum aktiven Denken an. Auf diese Weise wird entdeckendes Lernen möglich und selbständiges Arbeiten gefördert. Strzebkowski und Kleeberg sehen aus diesen Gründen die Interaktivität als „eine der bedeutendsten, wenn nicht die fundamentalste Eigenschaft von didaktischen Multimediaanwendungen“. Sie sind der Ansicht, dass „sie sowohl im kognitiven als auch im motivationalen Bereich eine tiefe Wirkung hinterlässt.“.4 Haack sieht den Vorteil interaktiver Anwendungen in der Möglichkeit individualisiertes Lernen zu fördern und die Lernenden aktiv einzubeziehen.3
Literatur
1 Baumgartner, P. (1997): Evaluation vernetzten Lernens: 4 Thesen. In: Simon, H. (1999) (Hrsg.): Virtueller Campus. Forschung und Entwicklung für neues Lehren und Lernen. Münster: Waxmann, S. 131–146
2 Schulmeister, R. (2002): Taxonomie der Interaktivität von Multimedia – ein Beitrag zur aktuellen Metadaten-Diskussion. In: Informationstechnik und Technische Informatik 44, Oldenburg Verlag, S. 193-199
3 Haack, Johannes (2002) : Interaktivität als Kennzeichen von Multimedia und Hypermedia. In: Issing, Klimsa: Information und Lernen mit Multimedia und Internet. Weinheim: Beltz, S. 128-129
4 Strzebkowski, R./Kleeberg, N. (2002): Interaktivität und Präsentation als Komponenten multimedialer Lernanwendungen. In: Issing/Klimsa (2002): Information und Lernen mit Multimedia und Internet. Weinheim: Beltz, S. 231