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Didaktik der Statistik – eine fachdidaktische Grundlegung: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 7. November 2009, 11:19 Uhr
Andreas Kaun (2007): Didaktik der Statistik – eine fachdidaktische Grundlegung. Dissertation, Johann Wolfgang Goethe-Universtität.
Begutachtet durch Prof. Dr. Manfred Horlebein und Prof. Dr. Heinrich Rommelfanger.
Tag der mündlichen Prüfung: 23.10.2007.
Zusammenfassung
Obwohl Statistik in vielen Bereichen einen Pflichtbestandteil von Bildungsgängen dargestellt, ist dies nur selten Gegenstand einer erziehungswissenschaftlichen Betrachtung. So hat sich für die Statistik keine eigenständige allgemeine fachdidaktische Theorie entwickelt, wie sie für andere Fächer seit langem vorliegt. Die Arbeit versucht diese Lücke ansatzweise zu schließen, indem sie darauf abzielt, der Statistiklehre eine allgemeine, lehrortunabhängige didaktisch-theoretische Fundierung zu geben.
Die Grundlage dafür bilden neben statistischer Primärliteratur Fachpublikationen, die sich explizit mit dem Lernen und Lehren von Statistik auseinandersetzen. Weiterhin werden Erkenntnisse der Allgemeinen Didaktik sowie anderer Fachdidaktiken herangezogen und auf die Statistiklehre bezogen, wobei sich insbesondere Erkenntnise der Mathematikdidaktik bedient wird, weil Statistik nicht nur ein Teil des schulischen Stochastikunterrichts darstellt, sondern auch da sich aufgrund des formalen Charakters von Statistik und Mathematik aus didaktischer Sichtweise viele Gemeinsamkeiten ergeben. Weiterhin werden Aussagen mit einer selbst durchgeführten Erhebung unter Studenten, die einen Pflichtkurs Statistik belegen (mussten), bekräftigt.
Bevor eine Didaktik inhaltlich beschrieben wird, wird das Verhältnis von Statistik und Mathematik sowie die relevanten Lehrorte für Statistik identifiziert, in dem neben der Betrachtung von Hochschulen die Mathematiklehrpläne aller 16 Bundesländer nach statistikspezifischen Inhalten untersucht werden. Daran schliesst sich die Legitimation einer Didaktik der Statistik an. Neben der Frage, warum es insbesondere im Hinblick auf das Bildungsideals eines ‚mündigen Bürgers‘ überhaupt notwendig erscheint, sich statistische Kenntnisse anzueignen, wird aufgezeigt, dass die Statistik aus einem didaktisch spezifischen Blickwinkel zu betrachtet ist. Dies wird einerseits damit begründet, dass Statistik als ‚unterstützende Methodenwissenschaft‘ kein Teil fachwissenschaftlicher Didaktik sein kann, andererseits mit dem Umstand, dass Statistik oftmals große Verständnisprobleme bereitet. Die identifizierten Aspekte dieses „Verständnisproblems“ der Statistik, betonen die Notwendigkeit der Konzeption einer eigenen Fachdidaktik Statistik.
Den weiteren Verlauf der Arbeit bestimmen aus dem Verständnis einer ‚Didaktik im weiteren Sinne‘ heraus die didaktischen Handlungsfelder Lehrziele, Lehrinhalte, Methoden, Medien und Prüfungen. So werden im didaktischen Handlungsfeld der Lehrziele ein Richtzielsystem konzipiert, dass jeder Statstiklehre zugrunde gelegt werden kann und dessen praktische Relevanz an bereits formulierten Lehrzielkatalogen aufgezeigt wird. Neben den überwiegend kognitiven Lehrzielen der Statistiklehre werden auch affektive Lehrziele thematisiert, die insbesondere für den Aspekt ‚Fehler und Manipulationen in der Statistik‘ auch schon im Statistikunterricht Berücksichtigung finden sollen. Nach einer Erörterung verschiedener Legitimationsprinzipien für Lehrinhalte der Statistik, wird aufgezeigt, dass sinnvollerweise Lehrinhalte nach dem Wissenschaftsprinzip ausgewählt werden sollen. Allerdings ist in Bezug auf Statistik als formale, aber dennoch anwendungsorientiere Wissenschaft auch das Situationsprinzip zu beachten. Darauffolgend werden Sequenzierungsprinzipien von statistischen Lehrinhalten diskutiert. Neben allgemeindidaktischen Grundsätzen lässt sich für die Statistik ein spezifisches Sequenzierungsprinizip benennen, dass sich an den Phasen des statistischen Arbeitens orientiert. Die Betrachtungen zu den Lehrinhalten beschliesst der Versuch, ein Inhaltskatalog für eine grundlegende Statistiklehre aufzustellen.
Im didaktschen Handlungsfeld der Methoden wird insbesondere auf die didaktische Visualsierung in der Statistiklehre eingegangen, da es aufgrund des abstrakten Erkenntnisobjekt der Statistik, Daten und deren Eigenschaften, von großer Bedeutung ist, diese adäquat für die Lernenden zu veranschaulichen. Dem in der aktuellen Diskussion stehenden didaktischen Paradigma der Handlungsorientierung wird Rechnung getragen, in dem die Projektmethode für den Statistikunterricht ausgiebig erörtert wird.
Im didaktischen Handlungsfeld der Medien werden für den Statistikunterricht wichtige Medien betrachtet. Es handelt sich dabei um das Lehrbuch, das nach wie vor das vorherrschende Medium im Unterricht darstellt, Wertetabellen, die im Gegensatz zur Mathematik in der Statsitik immer noch Verwendung finden, sowie der Computer, der als ‚Werkzeug‘ des Statistikers bezeichnet werden kann und dementsprechend schon in der Ausbildung berücksichtigt werden muss. Letztlich werden im Handlungsfeld der Prüfungen Konzeption, Bewertung und Benotung von Prüfungen und Lernerfolgskontrollen für die Statstistik betrachtet.
Die Arbeit ist die Konzeption einer umfassenden theoretischen Grundlage für das Lehren und Lernen von Statistik, dass einerseits als Reflexion einer praktischen Lehrtätigkeit und andererseits als theoretische Grundlage für weitere Untersuchungen auf diesem Gebiet dienen kann.
Schlagworte
Statistik, Statistikunterricht, Stochastikunterricht, Fachdidaktik, Allgemeine Didaktik
Kontext
Literatur
Andreas Kaun (2006): Stochastik in deutschen Lehrplänen allgemeinbildender Schulen, in: Stochastik in der Schule 26/3, S. 11-17
Andreas Kaun (2008): Didaktik der Statistik – eine fachdidaktische Grundlegung, Hamburg: Kovac